Staatsoper Stuttgart – Rusalka

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Foto ©Matthias Baus

Nach der Vorstellung der Spielzeit 2022/23, die unter anderem den letzten Teil des Wagnerschen Ring-Projekts enthält, brachte die Staatsoper Stuttgart mit Rusalka, dem Opernmeisterwerk von Antonín Dvořák, die letzte Neuproduktion des Spielplans 2021/22 im Große Saal auf die Bühne. Die Oper, die in den letzten Jahrzehnten stetig in das Repertoire der westeuropäischen Theater aufgenommen wurde, gehört zu den absoluten Höhepunkten des tschechischen Musiktheaters. Das Libretto von Jaroslaw Kvapil erzählt die Geschichte einer Wassernymphe, die sich in einen Prinzen verliebt, und den Untergang beider nach dieser Verletzung übernatürlicher Gesetze. Das Thema der unmöglichen Liebe zwischen einem Geist und einem Sterblichen hat zu Meisterwerken der Kunst des 19. Jahrhunderts geführt, wie dem Ballett Giselle nach einer Geschichte von Heinrich Heine und berühmten Fabeln wie Den lille Havfrue (Die kleine Meerjungfrau) von Hans Christian Andersen und Undine von Friedrich de la Motte Fouqué. Der von Dvořák vertönte Text fügt die Anwesenheit der Hexe hinzu, die in slawischen Volksmärchen immer präsent ist. Die Art und Weise, wie Dvorak die Musik zu dieser Saga von Geistern und Menschen gemacht hat, stellt einen der Höhepunkte seines Schaffens dar. Die perfekte Symbiose zwischen Orchestrierung und Text, die Inspiration der melodischen Ader und die exquisite instrumentale Verarbeitung vieler Seiten sowie das Vorhandensein von Arien wie der berühmten Měsíčku na nebi hlubokém (Hymne an den Mond) führen im gesamten Werk zu einer Partitur absolut faszinierend anzuhören, für das Können der Komposition und die klangliche Pracht.

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Foto ©Matthias Baus

Oksana Lyniv, die vierundvierzigjährige ukrainische Musikerin, die im vergangenen Monat die Ludwigsburger Schlossfestspiele mit einem fulminanten Konzert eröffnete, bestätigte in dieser Produktion ihr wirklich außergewöhnliches Talent und die künstlerische Persönlichkeit, die ich bereits im wunderbaren Fliegende Holländer von schätzen gelernt hatte letzten Sommer in Bayreuth. Unter seiner Leitung zeigte das Staatsorchester Stuttgart strahlende Klangfülle und exzellente Spielpräzision. Ein scharfsinnig, flexible und stilistisch perfekt Dirigat, dass ihre Höhepunkte in den lyrischen Seiten erreichte, wiedergegeben mit einer schönen Klangtransparenz und einer tiefen Ausdrucksdurchdringung.

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Foto ©Matthias Baus

Neben ihren musikalischen Qualitäten besitzt Oksana Lyniv das Charisma und die evokative Kapazität einer hochrangigen Interpretin, die in der Lage ist, das Beste aus den Sängern herauszuholen, die mit ihr arbeiten. Eine fast ausschließlich aus jungen Sängern bestehende Besetzung fand an diesem Abend dank der ukrainischen Dirigentin die Voraussetzungen, um eine sehr gelungene Darbietung der Charaktere zum Ausdruck zu bringen. Die 32-jährige Sopranistin Esther Dierkes, gebürtige Münsteranerin, die 2015 direkt vom Opernstudio zum festen Ensemblemitglied der Staatsoper wechselte, spielte die Protagonistin mit einem vollen und süßen Stimmfarbe, einer zarten und ergreifenden Phrasierung und einem perfekt dosierten Schauspiel. Der koreanische Tenor David Junghoon Kim, der bei wichtigen Wettbewerben wie dem „Voci Verdiane“ von Busseto ausgezeichnet wurde und bereits an großen Opernhäusern aufgetreten ist, hat durch eine sonore Stimme eine schöne Charakterisierung der Rolle des Prinzen geschaffen, wie auch zu besitzen gute Durchdringung in den hohen Tönen. Sehr gelungen war auch das szenische und stimmliche Porträt des dem kroatischen Bassisten Goran Juric anvertrauten Wassermann, der sehr wirkungsvoll sowohl die Wut als auch das Mitleid mit seiner Tochter zum Ausdruck brachte, die sich bewusst dazu entschied, sich selbst zu zerstören. Stimmlich und szenisch auf gutem Niveau war die Fremde Fürstin der englischen Mezzosopranistin Allison Cook, die sich trotz der Kürze der Rolle dramatisch abheben konnte. Spektakulär und mit schauspielerischem Talent begabt erschien die Hexe Jezibaba, gespielt von der Pariser Mezzosopranistin Katia Ledoux. Bei den Nebenrollen war die Charakterisierung Torsten Hofmanns als Heger sehr prägnant; Die drei Elfen wurden sehr gut von Natasha Te Rupe Wilson, Catriona Smith und Leia Lansing gesungen.

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Foto ©Matthias Baus

Konzipiert wurde die Inszenierung von dem 42-jährigen Regisseur Bastian Kraft, gebürtiger Göppinger und wohnhaft in der Schweiz, der sich bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal mit der Oper auseinandersetzte. Grundkonzept war die Verdopplung der Geisterfiguren, für die eine Reihe von Dragqueens die Gesangsinterpreten flankierte. Vor dem ästhetisch ansprechenden Hintergrund der von Peter Baur geschaffenen Szenen verlief die Aufführung ohne große Überraschungen, mit einem gewissen guten Gesamtgeschmack und einer zugrunde liegenden Logik, die den Verlauf der Handlung unterstreicht. Das Publikum verkündete einen wahren Triumph für alle Mitglieder der Besetzung, für Oksana Lyniv und für die Verantwortlichen der Bühnenproduktion. Mehr als fünfzehn Minuten Applaus in einer Staatsoper, in der viele junge Zuschauer zu sehen waren, markierten den hervorragenden Abschluss des Abends.

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